Donnerstag, 4. April 2019

Zwischen Hoffen und Bangen - a real story about the Sivas Fighter

Es vergeht kaum ein Tag an dem wir nicht an dich denken, vor einem Jahr schien wieder bergauf in deinen Leben zu gehen. Wir waren gerade aus der Schweiz zurück, die Verwandten hast Du außer Hüseyin (der kam vor 10 Jahren nach Deutschland, als mein Vater ihn für ihn über Facebook fand), 35-40 Jahre nicht gesehen, manche Neffen und Nichten sowie deren Kinder hast Du zum ersten Mal gesehen und sie Dich. Dieser Moment war unheimlich schön und bewegend. Das Leuchten in den Augen und Gesichtern die alle so aussehen wie Du. Insgesamt waren es etwa 50 Personen. Herzzereißend emotional. 40 Jahre hast Du auf den Moment gewartet. Denn da hast Du dein Dorf verlassen um nach Istanbul zu gehen. Von Istanbul ging es nach Deutschland mit dem Führerschein nach Frankreich. Nun sind 30 Jahre sind vergangen seit du dich gegen Frankreich sowie die Türkei und für Deutschland entschieden hast. Einige Monate später war es soweit dein letzter großer Wunsch wurde war, du bist in dein Heimatland geflogen, es noch einmal zusehen war für dich wirklich unbeschreiblich. Erst nach Istanbul, dann ins Dorf nach Sivas. Nach zwei Jahren wurde der Satz nächsten Monat fliege ich in die Türkei, Realität.

Am 10. August geschah es plötzlich und unerwartet.Verpuffung und Explosion, so stand es in der Zeitung, am nächsten Tag. Der etwas andere Start zum Winzerfest. Mama und ich hörten am diesen Tag beim Einkauf in der Landskrongalerie auf dem Parkplatz nur Tatütata 10 Minuten lang am Stück und wunderten uns über das lange Hupen des Martinshornes, zudem flog ein Rettungshubschrauber über uns. Das es sich dabei um Turan sowie den Vater von Lisa handelte wussten wir natürlich nicht, auch mein Vater um wenige Augenblicke später betroffen wäre, wussten wir nicht. Er hatte Turan nach Osthofen zu Lisas Vater gefahren, da Turan nach der Türkei-Reise Geld sparen wollte, statt für den Zug zu bezahlen, fragte er ob er ihn fahren kann. Eigentlich wollten die beiden wieder nach Hause fahren, weil später noch Winzerfest war, auf das Turan gehen wollte, da es an diesem Tag startete. Doch da Lisas Vater noch etwas in Schwabsburg zu tun hatte, nahm er Turan mit, statt dass er bei meinen Vater mit fuhr, der stattdessen dann zu einem gemeinsamen Freund nach Eich fuhr, dar es auf dem Weg lag. Währenddessen passierte es, das Drama in einer alten Hütte, die Lisas Vater leerräumen wollte oder sollte von Gerümpel. Verpuffung und Explosion in einer alten ehemaligen Lagerhalle, in der noch verbotene Tanker waren, die in die Luft gingen. Weshalb Ihr nach Ludwigshafen in eine Spezialklinik für Verbrennungen gebracht wurdet. Lisas Vater hatte Verbrennungen dritten Grades und ist gleich ins Koma verlegt worden. Doch bei dir schien zunächst alles gut, du warst ansprechbar, hattest "nur" Verbrennungen zweiten Grades, konntest sogar meinen Vater anrufen, deinem Handy ist nämlich wie durch ein Wunder unversehrt gewesen und man dachte erst dass du bis auf die Verbrennungen verschont geblieben bist. Dies zog sich auch über die ersten zwei Monate. Während bei dir nur am Samstag und den anderen Tagen mein Vater kam, manchmal und auch immer öfter andere Freunde, bei ihm die ganze Familie, Elten und Großeltern, Bruder, Schwester, Tanten etc. neben seiner Frau und Lisa, die irgendwann mit Sondergenehmigung auch zu ihm rein durfte bis er sowieso nach zwei Monaten auf die normale Station verlegt wurdest.

Doch du hast immer mehr mit Atmungsproblemen zu kämpfen, du musst häufiger künstlich beatmet werden. Die Lunge sollte zwar vorher schon operiert werden im Oktober, aber durch die eingeatmeten Gase der Explosion ist es schlimmer geworden. Denn früher hast du mit dem heutigen verbotenen Material Asbest gearbeitet als du nach Deutschland kamst und warst hier und in Frankreich als Schweißer tätig bis du in Deutschland in den Gartenbau wechseltest, auch wenn du zwischenzeitlich auch öfter mal beim Straßenbau oder beim Bau von Gebäuden gearbeitet hast. Wenigstens wirst du jetzt immer sofort bevorzugt operiert. Denn die zweite richtige und gleichzeitig die erste Lungenop der Odysee an Folgeoperationen hatte. Aber auch der Alkohol fordert seinen Tribut, Wundheilungsstörungen sind die Folge, du liegst zum zweiten mal nach der Op im Koma. Die erste wegen der Verbrennungen und die anschließenden Teilnarkosen waren für dich dagegen harmlos. Nach zweimal Koma wirst du ins Lu-Klinikum verlegt zwar sind Mainz und Heidelberg ebenfalls Fachkliniken für Lungenoperationen, aber der Transport unnötig weit. Dort schien nach der Operation, die nun als dritte Lungen-Op erstmals von Spezializten durchgeführt wurde, auch alles gut. Während Lisas Vater bereits nach drei Monaten Klinik nach Erfurt, eigentlich solltest Du nach der Weihnachtszeit im neuen Jahr folgen. Ihr feiert voller Freunde in der Klinik nach Weihnachten und Silvester den Geburtstag von Dir am 2 Januar! Wozu deine Familie aus der Schweiz mit 12 Personen anreiste. Türkische Familie eben. Doch du infizierst dich vor der geplanten Entlassung zwei Wochen nach deinem Geburtstag mit Klinik-Keimen. Alles war bereits unterschrieben und musste stoniert werden. Wieder beginnt die Zeit des Hoffens und Bangen. Vier Wochen später, erholst du dich den Umständen entsprechend. Die Reha kam nicht mehr in Frage du musst außerhalb des Krankenhaus, so suchten wir eine Pflegeheim mit Intensiv-Pflege, da ein Arzt anwesend sein musste. In Mainz wurden wir zum Glück fündig, Mannheim und Frankfurt wären neben Koblenz die Alternativen gewesen.

Vor fast genau zwei Wochen durftest du nach acht Monaten Krankenhaus endlich umziehen und Ludwigshafen verlassen. Es ging nicht in dein altes Leben, denn das konntest du nicht mehr, zu schwach und hilflos, aber in ein neues schönes Leben. Jedoch mussten auch die dich aus Sicherheitsgründen gleich ins Krankenhaus bringen, da während dem Transport deine Sonde verrutscht war und deine Atmung außer Kontrolle geriet. Erst als mein Vater im Mainzer-Universitäts-Krankenhaus (JGU) ankam und den Assistenzärzten in Ausbildung das System der Sonde und die richtige Körperlage für die selbständige Atmung erklärte konnte man dich wenig später in deinem neuen Zuhause Willkommen heißen. Man könnte meinen, alles gut! Nein! Heute nach fast zwei Wochen der Anruf.

Erst Ludwigshafen, dann Mainz, jetzt Wiesbaden. Warum? Es gab im Umkreis von uns nur ein Krankenhaus, dass freie Betten hatte und dich aufnehmen konnte, als heute morgen vom Pflegezentrum der Anruf kam, dass du seit der Nacht hohes Fieber hast und zur Überwachung ins Krankenhaus sollst.

Turan bleibt stark. Manchmal hören wir alle Deine Lieblingsmusik, weil wir denken, dass es Dir Kraft gibt. Wirklich nur Dir zu Liebe von Wolfgang Petri über Helene Fischer bis hin zu Andrea Berg und Helene Fischer sowie natürlich Beatrice Egli, wie heute.

---------- Nachtrag:----------
Ihr fragt Euch sicher Warum, keine "freien Betten"? Er kann leider immer noch kein normales Patientenzimmer bekommen, denn er muss in der Intensivpflege untergebracht werden, denn die Zukunft hängt immer noch am Seidenen Faden - immer Pflege, Tod oder doch ein Wunder. Aber es gibt zum Glück nach einigen Stunden Entwarnung. Fieber ist weg aber er hat mal wieder eine Infektion, die abheilen muss. Die Sonden werden ausgetauscht, sonst ändert der Krieg der Infektion nie, wenn alles gut läuft, darf er in einer Woche zurück, sollte sein Zustand sich verschlechtern muss er in eine Spezialklinik in Köln, Stuttgart oder Hannover, die sich bezüglich der Sondentechnik besser auskennt. Gerade als ich den Nachtrag geschrieben habe kam der Anruf, er ist wieder in Mainz ---------------------
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