Donnerstag, 21. Juni 2018

Storytime: Als meine Oma gestorben ist (Jahr 2011)

Ihr habt Euch eine Storytime gewünscht, dies ist eine persönliche Geschichtenerzählung die das Leben definitiv verändert hat, bei mir war es als meine Oma gestorben ist im Jahr 2011.

Für mich ist sie alles gewesen, als meine Oma gestorben ist, ist ein Teil von mir mit ihr gestorben. Meine Kindheit. Meine Unbeschwerte Kindheit ist vorbei, mit ihr schien das Leben endlos zu sein. Doch es änderte sich alles schlagartig kurz nach meinem 14.Geburtstag. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen, meine Welt aus Kinderaugen wie ich heute sage, die Welt mit Oma. Es war nichts mehr so wie es war, ich hatte immer gehofft, bis zuletzt. Wie es Oma mir eins lehrte, die Hoffnung nicht verlieren oder aufgeben, nie, selbst wenn es aussichtslos scheint, manchmal geschieht dennoch ein Wunder. Doch auch als es ihr danach wieder besser ging und es wieder so schien als wäre die Zeit endlos.

Als ich mein Jahreszeugnis erhalten hatte ich sie gleich freudig angerufen, doch es kam nicht wirklich dazu, denn auch Oma hatte mir was wichtiges zu sagen, was sie schon lange aufgeschoben hatte. Sie möchte mit mir sprechen, aber ich soll nicht traurig sein. Ich ja natürlich, dabei wusste ich nicht was sie mir nun sagte, sie würde bald sterben. Für mich der größte Schock meines Lebens, ich war nicht vorbereitet und wusste nicht was ich sagen sollte. Es war still in der Leitung, das Wort sterben lähmte mich, so dass ich für einige Sekunden meinen Puls nicht mehr spürte. Das es still in der Leitung wurde, gab es . Aber es wäre ihr eigener Wunsch, die Schmerzen und der Verlust von ihren ältesten Kindern und ihres Mannes waren zu groß. Sie hatte bereits alles vorbereitet. Denn sie möchte zuhause im Kreise ihrer liebsten sterben. Mama soll pünktlich sein um ihre Hand zu halten und ich ein letztes mal meinen Kopf auf ihre Brust legen und sie umarmen. Auch etwas Geld hatte sie hinterlassen. Vier Jahre nach ihrem Tod, denn drei wären zu wenig, fünf zu viel, sollte ein Brief kommen, auf dem dies zu lesen war, das noch eine Summe vorhanden wäre.

Aber dazu kam es nicht mehr, mein Onkel hatte nach ihrem Tod bis zu seinem eigenen Tod, da er als Lieblingssohn die PIN-Nummer wusste, alles leer geräumt hatte was zu holen war um damit hauptsächlich das Haus seiner Schwester, meiner Tante, wieder wohnlich gemütlich zu machen, zumindest hatte sie einen farblich gestalteten Rückzugsort neben ihrem Garten, während ihrer darauffolgenden Krankheit bis auch sie starb. Mama hatte zwar einen Tag vor meinem 16.Geburtstag die vollmacht erhalten, aber sie nahm sich nichts, weil es stand ihr nicht zu, wie sie selbst der Meinung war, stattdessen schloss sie am Ende des folgenden Jahres das Konto. Dennoch es war zumindest für Oma, es war für sie in ihrem Sinne geschehen. Sie wollte das ihr Sohn seinen Schuldenberg minimierte, etwas mit Lukas unternahm, Kino, Kart fahren, Boulen, Fußball etc., was Lukas eben mochte, für meine Tante alles schön machen, dass sie es nach der Arbeit genießen konnte statt zuhause weiter zu werkeln, mir etwas nach der Schule zu essen kochte, auch wenn ich längst selbst um Meilen besser kochen konnte, ging ich um etwas zu essen, weil es in Omas Sinne war. Denn ich wusste er würde das freiwillig nie tun, sondern weil es Oma auch getan hätte. Ich erfüllte Omas Wünsche und wurde dadurch auch ein besserer Mensch. Erst Jahre später erfuhr ich das auch Lukas das Gespräch mit Oma hatte. Ich war der letzte Punkt auf Omas Liste. Denn sie hatte Lukas zuerst angerufen, weil ich, wie am Vortag angekündigt, noch etwas in Mainz blieb um mich mit Florian noch an der Bushaltestelle vergnügte. Auch Jahre später machten wir das manchmal noch so um Zweisamkeit zu haben. Nicht immer, aber an besonderen Anlässen oder wir Lust darauf hatten. Da ich so erst um 14.13Uhr nach Hause kam. Obwohl wir am Zeugnistag bereits deutlich früher Schulaus hatten. Was Lukas und die anderen anging, hatte ich damals aber keinen Kopf. Denn ich war geschockt, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegnehmen, auf dem ich gerade noch fest stand. Mein Leben war zerstört.

Wie soll ich jetzt weiter leben, fragte ich Oma! ohne dich, ohne meinen Ratgeber! Gott wir dir helfen. Er ist der Vater, unser im Himmel, und Sprach das "Vater unser", das Gebet und christliche Glaubensbekenntnis zu gleich!

Doch sie würde mich für immer lieben. Das waren ihre letzten Worte die an mich gerichtet waren. Also offensichtlich, direkt an mich gerichtet waren. Danach erkrankte Oma zunehmend an Demenz. Es war eine schwerere, aber dennoch schöne Zeit, weil wir viel Zeit miteinander verbrachten, ich konnte ihr etwas zurück geben, besonders genoss ich es sie mit Wassermelone zu füttern. Ich pflegte sie bis zum Schluss, ging aber auch meinen Hobbys nach und teilt meine Zeit ein, so dass ich nichts vernachlässigte. Denn das wollte Oma nicht. Sie wollte das wir unsere Leben weiterlebten wie zuvor und uns abwechselten. Wickeln gehörte auch dazu, es war dank meiner Erfahrungen im roten Kreuz eines meiner leichtesten Übungen. Ich ging mit ihr um wie bei einer bewusstlosen Person, die aber ansprechbar war, denn auch dann sollte man mit den Personen reden. Sie bekommen das mit. Sie merken wenn jemand sie mit Liebe überschüttet oder links liegen lässt. Für mich war es selbstverständlich. Oma hatte es damals, als ich ein Baby war auch getan. Nur bei Tante Monika konnte ich es nicht und lies es die Pfleger machen, die Beziehung zu Oma sollte einmalig sein. Statt meine Tante zu wickeln und zu füttern machte ich alles andere. Doch anders als meinte Tante wenige Jahre später, hatte sich Oma diese Situation zuvor ausgesucht! Es geschah auf Omas eigenen Willen.

Erst im Nachhinein wusste ich, jedoch auch, dass sie ihre Tabletten nicht mehr genommen hatte und ihren Tod dadurch beeinflusst hat, sie wollte nicht mehr leben, doch für mich und auch Lukas ist sie stark geblieben, die letzten Jahre, nur für uns, aus Liebe, wir brauchten sie. Doch nun sind wir alt genug, haben unsere eignen Leben und Interessen gefestigt, wir brauchen sie nicht mehr. In mir wächst als Oma gestorben ist bereits eigenes Leben heran. Dennoch sie fehlt! Als mein Ratgeber, ... wenn ich hier alleine sitze, auf das Telefon schaue oder die Wand anstarre - Ich bin mir sicher, auch wenn wir sie nicht sehen, manchmal kommt es vor als lächelt sie, denn sie ist immer bei uns und als Schutzengel wird sie uns selbst in den dunkelsten Stunden beschützen. Aus diesem Grund habe ich meine Tochter auch nach ihr benannt, doch ich habe es nicht über das Herz gebracht, ihn als ersten Namen zu nehmen, sondern dazwischen zwei Sängerinnen zu packen, die mich inspirierten und mich in meiner Trauer durch ihre Musik unterstützten, die mir Halt gaben. Selbst Jahre danach, breche ich in Tränen aus, diese Zeilen zu schreiben, sie kosten mich neben Nerven und Emotionen, die eigentlich privat sind, unzählige Taschentücher.

Da ich auch meine Oma so sehr liebe und vermisse! I Always love you, to the moon and back, at every destinations, one every place, because you are my world.

Ich hatte mir gewünscht, dass sie bei meiner Hochzeit, der Geburt meines ersten Kindes, wie auch bei meinem Schulabschluss dabei sein wird und ihre Urenkelkinder aufwachsen sieht, doch das ist seitdem Geschichte. Das gute Zeugnis wofür ich trotz der Übelkeit in der letzten Wochen hart gearbeitet hatte, indem ich mich durchgebissen hatte, war nichts wert. Es war der schlimmste Tag meines bisherigen Lebens. Meine Träume sind mit dem Gespräch geplatzt, wie eine Seifenblase. In der Vorstellung meines Kopfes hatte ich damit alles verloren, was ich bisher hatte. Ich hatte gehofft, dass der Tag nie kommen würde, doch der Tag kam schneller als gehofft, noch in den Sommerferien war sie gestorben und die Beerdigung (am 3. August 2011) vollzogen. Pünktlich zum Niersteiner Winzerfest, das ich in diesem Jahr nicht besuchte, auch wenn ich mich darauf sehr gefreut hatte, wie es die Tradition sagte bei einem Verstorbenen nicht feiern zu gehen und zuhause zu bleiben, obwohl es Oma sicher nicht gewollt hätte, genauso das ich traurig bin. Das dies erst der Anfang einer langen Leidensgeschichte war, hätte niemand gedacht. Ich hätte mir gewünscht, das sie einfach nur da gewesen wäre, doch ich weiß das es besser war für sie. Denn sie hätte den Tod ihres jüngsten Kindes und zweiten Sohnes ziemlich genau ein Jahr später (am 14.August 2012) und ihrer dritten Tochter, die für sie das Haus gekauft hatte, 2013 an Krebs erkranken würde, einem Melanom des schwarzen Hautkrebs erkrankte und schließlich starb, nicht verkraftet.

Es ist nicht leicht für eine liebende Mutter und Ehefrau 3 Kinder und einen Ehemann zu Grabe zu tragen, aber noch schlimmer und ein wahrer Albtraum wären es wenn es 5 Kinder von 6 wären. Denn meine Mutter ist noch sei Dank noch unter uns. Dennoch veränderte sich alles mit ihrem Tod, ich musste mir mein Essen wohl selber machen, denn meine Mutter konnte nicht kochen (zumindest damals - mittlerweile hat sie es mir zu liebe etwas gelernt) und von meinem Vater war es nicht essbar, wenn ich mich nicht nur von Hackfleischsoße, Nudeln, belegten Broten oder Tütensuppen und Ketchup beziehungsweise den Fischstäbchen meines Onkels ernähren konnte oder besser gesagt wollte. Auf Fertigprodukte, Imbiss oder Restaurant konnte man mal zurück greifen, aber auf Dauer reichte mir das nicht. Ich entdeckte die asiatische Küche für mich nach meinem Idol Steffen Henssler, manche Tricks und Know-How habe ich mir aber auch von den Asia-Restaurants am Mainzer Hauptbahnhof und Bahnhof Mainz Römisches Theater abgeschaut, da man dort immer Dank Glasscheibe in die Küche schauen konnten oder sie auch vor einem gekocht hatten. Denn auch meine Tante konnte nur Donnerstags oder am Wochenende (wenn sie Donnerstag frei hatte musste sie aber Samstag arbeiten, das war schon immer so, das ist so in der Apothekenbranche) kochen und als sie krank war, wollte ich sie sie aber nicht belasten, lud sie stattdessen zum Essen ein, was sie aber meist ablehnte, sie könnte ja auf dem Weg zu mir zusammenbrechen. Aber wenn ich ehrlich bin, lebe ich Omas Leben weiter, so wie sie es mir beigebracht hat und ich lebe ihren Traum, lasse sie dadurch endlos sein. Für viele mag sie arm gewesen sein, doch für mich ist sie reich gestorben, vielleicht nicht an Geld, aber schuldenfrei, eine kleine 4 stellige Summe hat sie dann doch hinterlassen, in der Höhe meines aktuellen Privatvermögens, vielleicht besitze ich ein wenig mehr, wenn man alle Konten zusammen rechnet, aber das ist nicht wichtig, auch wenn das Ernorm viel Geld ist um zu überleben. Auch wenn es nicht ewig reicht, außer man verwaltet und handelt gut. Wichtig ist sie ist reich an Liebe und Besitz gestorben, mit Dach über dem Kopf, aber vor allem bei Menschen die sie liebten. Abgöttisch, wie sie uns. Für immer bist du mein Schutzengel, in der Hand Gottes, in schlechten wie in guten Zeiten, sagtest du einmal und ich sage ja das stimmt korrekt! Mit 18 beschloss ich mich offiziell zum Glauben, als ich vor der Liebfrauenkirche auf das Podest von Martin Luther geklettert war und den Boden küsste in Dresden an meinem 18. Geburtstag während ich dabei mit Hand auf der Brust das Vater unser sprach und sagte ich bin christlich-evangelisch. Aufgrund der Liebe zu Gott habe ich mir mit 20 einige Kilometer nördlich in Senftenberg ein Kreuz am Handgelenk stechen lassen.

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Rückblickend habe ich alle Emotionen zusammen gefasst, wie es sich in den Momenten damals, kurz davor, kurz danach, einige Zeit danach und heute anfühlen! Ein kleiner Pronolog. Der sich auf  bezieht. Aber natürlich sind dabei keine Reihenfolgen eingehalten worden. Denn es ist mein Leben. Eine wahre Geschichte, kein Drehbuch.
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